Was ist in diesem Wimmelbild wohl alles falsch??

Immer wieder sehe ich Bilder wie das obige (privat oder auch Produktbilder), die auf den ersten Blick erst einmal ok scheinen…und Du denkst vielleicht 🤔 sieht doch alles gut aus…..leider ist die Sicherheit in diesem Fall gleich VIERFACH trügerisch‼️

Ich erzähle Dir gern warum…

DIN Norm

Ob Du es glaubst oder nicht….es gibt für Türstopper seit 2015 tatsächlich eine DIN Norm und das sogar auf europäischer Ebene! 😳 Die DIN EN 16654 regelt dabei nicht nur wie ein Türstopper beschaffen sein sollte (und wie nicht), sondern auch, WO an der Tür er angebracht werden muss, damit er überhaupt sinnvoll ist und auch WAS ein Türstopper verhindern soll. Natürlich steht in der DIN Norm noch vieles mehr drin, ganz ausführlich. Aber am wichtigsten ist für uns das Material, die Beschaffenheit (also das Produktdesign) und die Art, wie wir Türstopper korrekt und sinnvoll anbringen sollten.

Also…hier die Fehler

1. Der Türstopper auf diesem Bild ist aus billigstem Schaumstoff hergestellt. Das Material stellt daher eher eine Gefahr als einen Schutz dar. Das viel zu weiche Material
hält – wenn überhaupt – ein paar Mal einen ordentlichen Schlag der Tür aus, danach
reißt es ein, bricht auseinander oder lässt sich viel zu weit zusammenquetschen.😱

Fingerschutz – Fehlanzeige.

Wusstest Du, dass ein Türstopper, der der DIN Norm 16654 entspricht, bis zu
5000 Türschließungen
aushalten muss! ✅ Darum bitte unbedingt Stopper aus
festem Kunststoff verwenden. Die günstigen aus Schaumstoff schmeißt Du bitte direkt noch heute in Deinen Mülleimer.

Auf dem unteren Bild habe ich Dir im Vergleich zum NO-GO-Produkt auf der linken Seite einmal eine kleine Auswahl verschiedener Türstopper unterschiedlicher Hersteller auf der rechten Seite zusammengestellt, die Du problemlos verwenden kannst (reer, babylove DM, IKEA, Safety1st). Natürlich ist das nur eine kleine Auswahl, es gibt noch einige andere Hersteller, die genormte Türstopper herstellen.


2. Sicherheitsprodukte mit kindlichen oder tierischen Motiven – wie auf diesen Bildern einem süßen Marienkäfer nachempfunden – verleiten Kinder eher, sich die fragliche Stelle näher anzusehen, ihn abzumachen und damit spielen zu wollen. Auch dieser wichtige Punkt ist Teil der DIN Norm.

Also total kontraproduktiv‼️

Darum solltest Du unbedingt darauf achten, neutrale Produkte zu verwenden, am besten sogar farblos, transparent, durchsichtig, weiß (bei weißen Türen). Farblich besonders prägnante Produkte, die bunt hervorgehoben sind, ziehen die Blicke und die Aufmerksamkeit von Kleinkindern eher an. Darum nennt man z. B. rot, grün und gelb ja auch “Signalfarben”, weil sie auffallen sollen.

3) Sollte das Kind den Türstopper in die Fingerten bekommen (Näheres dazu gleich auch noch bei Punkt 4), kann es aus dem weichen Silikon ganz einfach Kleinteile herausbeißen. Das kannst Du auf dem obigen Bild auch schon recht gut erkennen. Somit musst Du bei derartigen weichen Türstoppern auch noch eine potentielle Erstickungsgefahr einkalkulieren.

4) In diesem Fall ist der Türstopper viel zu niedrig angebracht! Viele Hersteller präsentieren dieses Produkt in der Verkaufsanzeige nur leicht oberhalb der Türklinke. Angeblich aus “Marketing-Gründen”, weil die potentiellen Kunden evtl. sonst nicht verstehen könnten, um welches Produkt es sich hier handelt. Aha. Natürlich. All diese Verkaufs-Bilder leiten die Eltern in die Irre. Denn kurz oberhalb der Türklinke ist definitiv der falsche Platz, um einen Türstopper zu befestigen, zumindest mit einem Kleinkind im Haus und einem Sicherheits-Aspekt im Hinterkopf. Ein Kleinkind, das die Größe erreicht hat, um eine Tür alleine auf- und zu zu machen, muss sich nur minimal strecken oder auf ein kleines Höckerchen steigen und kann den Stopper sofort leicht entfernen. Auch hier ist somit keinerlei Sicherheit mehr gegeben.

Also WO genau solltest Du einen Türstopper korrekt anbringen?

Auf dieser Grafik kannst Du es recht gut erkennen (Quelle: reer):

1) im oberen Drittel des seitlichen Türfalz (also NICHT direkt oberhalb und unterhalb der Türklinke) oder

2) im vorderen Drittel des oberen Türfalz.

3) NICHT im hinteren Drittel des oberen Türfalz (die Kräfte beim Zuschlagen der Tür könnten so start sein, dass es dann die komplette Tür von hinten aushebelt).

Andere Lösungen

Natürlich gibt es neben den normalen Türstoppern auch noch andere Lösungen, um Türen vor dem Zuschlagen zu hindern, und effektiv die Fingerchen von Kleinkindern zu schützen.

Es gibt pneumatische Stopper, es gibt Stopper, die Du ankleben kannst/musst, es gibt kleine Häkchen oder Schnüre hinter der Tür, die die Türklinke aufhalten, es gibt Stopper, die Du unter die Tür klemmen kannst (dann kannst Du die Tür aber gar nicht mehr schließen).

Ein weiterer Schutz  ist außerdem ein Fingerklemmschutz für die hintere Öffnung der Tür, die sog. Nebenschließkante. Die Gefahr des Einklemmens der Finger an der vorderen Öffnung der Tür, der sog. Hauptschließkante, ist damit aber nicht gebannt.

All diese Möglichkeiten – und noch mehr – werden in diesem Beitrag bewusst nicht beschrieben oder näher behandelt. Das würde den Rahmen sprengen.

Trügerische Sicherheit

Generell gilt: jegliche Arten von Türstoppern bieten selbstverständlich keinen 100 % Schutz, sie sollen lediglich ein Hilfsmittel darstellen. Aber wenn, dann sollten sie natürlich auch unterstützen und nicht noch mehr versteckte Gefahren mit sich bringen. Ganz wichtig – die Aufsichtspflicht und die wachsamen Augen verbleiben natürlich bei den Eltern.

Fazit

Nun, hättest Du all das gewusst? Du siehst, selbst so ein vermeintlich kleines Kindersicherheits-Produkt kann große Auswirkungen haben, wenn es falsch hergestellt und falsch angebracht wird. Es ist daher wichtig, sich vorher Gedanken zu machen und sich zu informieren…welche Türstopper von welchen Herstellern passen in Deinen Türrahmen/Türfalz, wie viele Türen solltest Du damit bestücken und absichern.

Lass Dich ruhig im Fachhandel beraten. Wenn Du unsicher bist, kannst Du Dich natürlich jederzeit gerne auch an mich wenden. Ich beantworte Dir gerne Deine Fragen.


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Quellen:

https://www.kindersicherheit.de/produktsicherheit/datenbank/a-z/klemmschutz.html#c1043

Fotos:
eigene, REER

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