Wieviel Taschengeld und ab wann?
Ab wann fange ich an, meinem Kind Taschengeld zu geben, welcher Betrag ist angemessen und kann ich an die Taschengeldzahlung Bedingungen knüpfen? Sollte mein Kind das Taschengeld wöchentlich oder monatlich erhalten und braucht es überhaupt Taschengeld, wenn ich doch alles kaufe das mein Kind sich wünscht?
Wenn Dein Kind noch Kindergartenkind ist oder gerade in die Grundschule geht, dann hast Du Dir sicher die eine oder andere dieser Fragen schon gestellt.
Zunächst einmal…ja, es ist wichtig, dass Dein Kind eigenes Taschengeld erhält, auch wenn Du eigentlich alle seine Wünsche und Bedürfnisse erfüllst. Frühzeitig eigenes Geld zu erhalten, damit umgehen zu lernen, den Wert von Dingen einzuschätzen, zu rechnen, zu planen und sparen, eigenes Geld auszugeben für eigene Wünsche ohne vorher fragen zu müssen, selbst zu entscheiden und die Verantwortung dafür zu tragen….das sind wichtige Schritte in Richtung Selbstständigkeit.
Der berühmte Taschengeldparagraph
Hast Du schon einmal vom sog. Taschengeldparagraphen gehört? Ja, es gibt ihn wirklich und er ist sogar recht wichtig. Die Gabe von Taschengeld der Eltern an ihre Kinder ist tatsächlich im Gesetz geregelt, in § 110 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Vereinfacht gesagt soll es dieser Paragraph erleichtern, dass Kinder (Minderjährige) gewisse Geschäfte, für die sie ihr Taschengeld zur freien Verfügung erhalten haben, auch eigenständig und wirksam vornehmen dürfen. Dazu muss man auch wissen, dass Kinder ab 7 Jahren (bis 17 Jahren) vor dem Gesetz bereits als beschränkt geschäftsfähig gelten (§ 106 BGB). Von ihnen geschlossene Verträge sind eigentlich erst einmal schwebend unwirksam, außer sie wurden durch eigene Mittel – also das Taschengeld – sofort und in einem Betrag erfüllt bzw. bezahlt. Dann gelten sie gemäß dem Taschengeldparagraphen auch als wirksam.
Klare Regeln sind wichtig
Das Taschengeld sollte Deinem Kind unbedingt zur freien Verfügung stehen, es darf sich davon kaufen was es möchte, sofern es sich das leisten kann. Außerdem solltest Du seine Ausgaben nicht kontrolliert, kommentiert oder gar werten. Und wir – die Eltern – sollten unserem Kind außerdem genug Vertrauen entgegen bringen und nicht das komplette Taschengeld nur für Süßigkeiten „auf den Kopf haut“. Und selbst wenn…so sind das Bauchweh und der leere Geldbeutel danach auch eine Lektion des Lebens. Jedes Kind verbraucht sein Taschengeld anders und individuell.
Eigentlich viel wichtiger als die Höhe des Taschengeld ist es, vorab klar definierte Regeln – die auf beiden Seiten gelten – zu vereinbaren und mit der Taschengeldauszahlung zu verbinden, egal welches Alter Dein Kind hat:
- Klare Absprachen, wofür das Taschengeld auf keinen Fall eingesetzt werden darf oder – bei älteren Kindern – was davon gekauft werden muss, z.B. Essen in der Schule oder Schulmaterialien, sind unbedingt einzuhalten.
- Nachweise über Käufe (Kassenbelege, Rechnungen etc.) solltest Du nicht einfordern.
- Das Taschengeld solltest Du regelmäßig, pünktlich, möglichst immer am gleichen Tag zahlen und in einer fest vereinbarte Höhe. So kann sich Dein Kind auf das Geld verlassen und damit planen.
- Das Taschengeld oder auch etwaige Erhöhungen solltest Du nicht an Bedingungen knüpfen, also weder zur Belohnung oder Bestrafung einsetzen. Das Taschengeld ist keine Erziehungsmaßnahme, sondern eine unabhängige Gabe und sollte immer ausbezahlt werden.
- Vermeide es, dass Dein Kind Dich an die Auszahlung des Taschengelds erinnert. Um unabhängig zu bleiben, sollte Dein Kind nicht wie ein Bittsteller darum betteln müssen.
- Das Taschengeld solltest Du unbedingt an die familiäre finanzielle Situation anpassen. Gespräche darüber und die Einbeziehung Deines Kindes sind wichtig.
- Außerdem solltest Du dem Betteln Deines Kindes über Zuschüsse abseits des normalen Taschengelds nicht ständig nachgeben. Hier ist es sinnvoller, gemeinsam mit Deinem Kind eine Lösung zu suchen und zu verhandeln. Vermittle Deinem Kind den Sinn von Planen und Sparen. So lernt Dein Kind, sich das Taschengeld besser einzuteilen.
- Es sollte selbstverständlich sein, dass Dein Kind regelmäßige im Haushalt mithilft. Dafür gibt es keine zusätzliche Belohnung in Form von Geld. Vielleicht gibt es aber die Möglichkeit, dass sich Dein Kind mit kleinen Sonderaufgaben das Taschengeld aufbessern kann.
Wie viel Taschengeld ist angemessen für welches Alter?
Nach welchem Betrag richten wir uns also und ab welchem Alter? Hierfür gibt es die sog. Taschengeldtabelle, die auf Empfehlung der Jugendämter sowie des Deutschen Jugendinstitut (DJI) verfasst und stetig aktualisiert wird. Diese Tabelle ist keine gesetzliche Regelung, dient aber als gute Richtlinie aufgrund der altersgemäßen Staffelung. Die Tabelle für 2018 schlägt folgende Richtwerte vor:
Da besonders jüngere Kinder, also Kindergarten- oder Grundschulkinder (bis ca. 9 Jahren), selten in langen Zeitspannen rechnen und planen können, halten Erziehungswissenschaftler eine wöchentliche Auszahlung des Taschengelds in diesem Alter für sinnvoll. Sonst ist der Abstand zwischen den Zahlungen zu groß.
Ab ca. 10 Jahren kann man Taschengeld auch monatlich auszahlen oder per Dauerauftrag auf ein kostenfreies Junior-Girokonto überweisen.
Wie viel Taschengeld am Ende ausgezahlt wird, hängt natürlich dennoch ganz individuell vom Einkommen und der finanziellen Situation der Familie ab. Weitere Überlegungen sind die Familiengröße (Anzahl der Kinder) und der Entwicklungsstand Deines Kindes. Du kannst mit dem ersten kleinen Taschengeld sogar bereits mit 4 oder 5 Jahren starten (obwohl rechtlich Kinder unter 7 Jahren überhaupt keinerlei Rechtsgeschäfte ohne Erwachsene tätigen dürften). Die Taschengeldtabelle sieht hierfür 0,50 EUR für Kinder unter 6 Jahren vor. Für Erstklässler bewegt sich das wöchentliche Taschengeld zwischen 1,00 EUR und 2,00 EUR. Getrennt lebende Eltern sollten sich über die Taschengeldauszahlung und –höhe austauschen und gemeinsam einen Weg finden, doppelte Zahlungen sind nicht sinnvoll.
Verständnis fördern
Im Alltag kannst Du das Interesse Deines Kindes für das Thema Geld ganz leicht wecken und so auch das Verständnis fördern. Am einfachsten ist es, Geld und Finanzen nicht zum Tabuthema zu machen.
Sprich mit Deinem Kind offen und ehrlich innerhalb der Familie über Eure familiäre finanzielle Situation, erläutere bildhaft die Einnahmen und Ausgaben, beziehe Dein Kind mit ein. Beantworte geduldig und ausführlich alle Fragen dazu. Erkläre Deinem Kind die einzelnen Münzen, Scheine, die Bedeutungen und rechnet gemeinsam. Zuhause kannst Du einem Kind anhand von Spielzeugen oder Einrichtungsgegenständen, z.B. im Vergleich eine CD mit dem Fernseher, den Wert von Dingen näher bringen, damit es ein Gefühl bekommt, was wie teuer ist und wie lange es vielleicht auf ein Wunsch-Spielzeug sparen muss. Bei Einkäufen kann Dein Kind Dir spielerisch helfen die Artikel auszuwählen und auch die Preise zu vergleichen. Wenn es ein Gefühl für den Preis von Artikeln bekommt, steigt auch das Verständnis was im Alltag das Leben kostet. So stärkst Du fast von selbst die Finanzkompetenz Deines Kindes für später.
Auf der Website der Finanzgruppe Beratungsdienst Geld und Haushalt findest Du weitere umfangreiche Informationen zum Taschengeld, eine kostenlose Broschüre zum Download und eine Drehschreibe als „Fahrplan“, mit der Du die Höhe des Taschengelds gemeinsam mit Deinem Kind planen kannst.
Quellen:
http://www.taschengeldtabelle.org
http://www.familien-wegweiser.de/wegweiser/stichwortverzeichnis,did=38294.html
https://www.geldundhaushalt.de/Ratgeber/Planungshilfen/fahrplan-taschengeld.html
https://www.elterngeld.de/taschengeldtabelle/
https://www.dji.de/themen/jugend/taschengeld.html
Fotos:
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